Winterthur, Cityhalle | 31.10.2001 |
Schaffhausen, St.Johanneskirche | 01.11.2001 |
St.Gallen, Tonhalle | 02.11.2001 |
Landquart, Forum im Ried | 03.11.2001 |
Cham, Lorenzsaal | 04.11.2001 |
Bern, Kursaal | 07.11.2001 |
Emmenbrücke, Geragzentrum | 08.11.2001 |
Biel, TCS-Zentrum | 09.11.2001 |
Zürich, Grossmünster | 10.11.2001 |
Basel, Casino | 11.11.2001 |
Vor einem halben Jahrtausend, im Jahre 1498, verlegte Kaiser Maximilian I. seinen Hof und seine Hofmusik von Innsbruck nach Wien. Er ordnete ausdrücklich an, dass sich unter den Musikern auch sechs Knaben befinden sollten. Damit hatte er den Grundstein für den Chor der Wiener Sängerknaben gelegt. Der Chor sang ausschliesslich für und im Auftrag des Hofes.
Musiker wie Paul Hofhaimer, Heinrich Ignaz Franz Biber, Christoph Willibald Gluck, Wolfgang Amadeus Mozart, Antonio Salieri und Anton Bruckner musizierten mit den Hofsängerknaben. Jacobus Gallus, die Brüder Joseph und Michael Haydn als Substituten, Franz Schubert und die Dirigenten Hans Richter, Felix Mottl und Clemens Krauss gehörten selbst zum Chor.
Nach dem Zusammenbruch der Monarchie 1918 übernahm der österreichische Staat die Hofoper, nicht aber den Knabenchor. Die Wiener Sängerknaben verdanken ihr Weiterbestehen der Initiative von Josef Schnitt, der 1921 Rektor der Burgkapelle wurde.
Heute gibt es 96 Wiener Sängerknaben zwischen zehn und vierzehn Jahren, aufgeteilt in vier Konzertchöre. Auf ihren Tourneen lernen sie fast alle Staaten Europas, Asien und Australien, Süd- und Mittelamerika, die USA und Kanada kennen. Der regelmäßige Dienst in der Hofburgkapelle, für den die Institution gegründet wurde, zählt nach wie vor zu den Aufgaben der Wiener Sängerknaben. Die künstlerische Leitung des Chores liegt in den Händen von Gerald Wirth. Ihm steht Norbert Balatsch, langjähriger Chordirektors der Bayreuther Festspiele und der Wiener Staatsoper, beratend zur Seite.
Das Repertoire der Wiener Sängerknaben reicht von der Renaissance bis zur Gegenwart. Benjamin Britten, HK Gruber, Ernst Krenek, Heinz Kratochwil, Karl Schiske und Alfred Uhl haben Werke für die Sängerknaben geschrieben und mit ihnen uraufgeführt. Britten schrieb für die Sängerknaben die Vaudeville The Golden Vanity und dirigierte selbst deren Uraufführung beim Aldeburgh Festival 1967. Gerald Wirths Kinderoper Die Reise des kleinen Prinzen wurde in China, Japan, Deutschland und Österreich aufgeführt. Zur Zeit schreibt Wirth an einer neuen Oper.
Auch World Music gehört zum Repertoire der Chöre. 2001 stellte der Chor Inspiration vor, ein optisch und szenisch gestalteter Streifzug durch die spirituelle Musik verschiedener Kulturen der Welt. Für das Milken Archive in New York wurde mit der Aufnahme zeitgenössischer amerikanisch-jüdischer Musik begonnen.
Die Sängerknaben haben auch bei Filmmusik mitgewirkt (Primal Fear (1996); Der dreizehnte Stock (1999; eine Kostprobe aus diesem Soundtrack können Sie in der Diskografie hören)). 2000 sangen sie die Titelmusik zu einem japanischen Zeichentrickfilm. Am 31.12.1999 sendete die BBC ein Musikvideo mit den Sängerknaben im Rahmen der weltweiten Milleniums-Sendung, „2000 Today“. Der Soundtrack von Gerald Wirth kombiniert gregorianischen Gesang und rhythmische Sequenzen.
Jedes Jahr singen die Sängerknaben Konzerte mit Männerchor und Orchester, im März 2000 unter Riccardo Muti im Petersdom in Rom. Solisten des Chores übernehmen regelmäßig Partien wie die Knabenpartien in Mahlers Das klagende Lied und die drei Knaben in Mozarts Zauberflöte.
Die Wiener Sängerknaben haben ihr eigenes Internat und ihre eigene Schule. Fast 250 Kinder besuchen die Schule im barocken Wiener Augarten. Im Kindergarten und in der Volksschule erhalten Jungen und Mädchen eine umfassende musikalische und allgemeine Ausbildung. Die begabtesten Jungen werden im Alter von zehn in einen der vier Chöre aufgenommen. Im Gymnasium findet der Unterricht in kleinen Gruppen statt. In der Freizeit wird viel unternommen, Radausflüge, Kino-, Theater- und (Pop-)Konzertbesuche; es wird Basketball und Baseball gespielt, geschwommen. Es gibt eine hauseigene Band, die eigene Stücke spielt. Einige Sängerknaben produzieren in regelmäßigen Abständen Videos, die das Leben im Internat persiflieren. Jedes Kind, vom Kindergarten bis zum Stimmbruch, soll bestmöglich und in jeder Hinsicht gefördert werden.
Die Wiener Sängerknaben sind ein privater Verein, eine "Non-for-profit"-Organisation, die sich durch die Einnahmen aus Konzerten und Plattenproduktionen weitgehend selbst erhält. Für den Erhalt der Schule und des Chores müssen zusätzliche Einnahmequellen erschlossen werden; der Chor sucht Sponsoren und Förderer. Im Moment werden für die Renovierung und den Umbau des Augartenpalais dringend Geldmittel benötigt.